Live MINT Unterricht via YouTube und interaktiv

Da durch Corona die Schulen geschlossen waren, habe ich mich dafür entschieden live Physik Unterricht auf meinem YouTube Kanal Breaking Lab zu geben. Dabei war der live Charakter entscheidend, da so eine Interaktion stattfinden konnte. Diese wurde mit Hilfe eines live Quiz, Fragen in der Chat Funktion, live Gästen und Experimenten erreicht. Zudem gab es zum Ende hin einen Abschluss Test, erstellt von meinen Kollegen des ZuS der Uni Köln.

Die ersten zwei Streams wurden in Zusammenarbeit mit der Physik Didaktik der Universität zu Köln und mit der Dr. Hans Riegel Stiftung umgesetzt. Ich selbst habe Physik und Sozialwissenschaften auf Lehramt studiert und schreibe momentan meine Doktorarbeit in der Physik Didaktik.

Im Folgenden möchte ich das Projekt vorstellen und die Learnings präsentieren, sowie eine mögliche Zukunft aufzeigen.

Views auf 10 Livestreams (Stand 20.07.2020)
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Anzahl an Klassen (28 Kinder pro Klasse), die so "unterrichtet" wurden
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Das Internet wird Schule und Lehrer*Innen nie ersetzen, aber man kann Hand in Hand arbeiten, um die Bildung zu optimieren!

Elemente des Livestreams und ihre Funktion

Quiz

Das live Quiz war ein zentrales Element des Streams. Mit ihm konnten die Nutzer per QR Code oder durch Eingabe eines Codes live Fragen beantworten, die im Stream gestellt wurden. So haben sowohl die Zuschauer Feedback bekommen, ob sie alles richtig verstanden haben. Gleichzeitig konnte ich sehen, ob alle Zuschauer den Inhalt verstanden haben oder ob ich noch einmal auf einen Punkt genauer eingehen muss. Durch den Wettbewerbscharakter waren viele Zuschauer motiviert und die Abbruchquote der Quiz Teilnehmer war mit etwas über 10% sehr gering.

Live Experimente

Experimente sind ein zentraler Bestandteil des Physik Unterrichts und durften natürlich auch nicht im Stream fehlen. Hierbei war es wichtig, dass der Stream mit drei Kameras ausgerichtet wurde und eine live Regie während der Experimente eine Kamera gezeigt hat, welche das Experiment von nah zeigt. Dies war möglich mit sogenannten Remote Kameras, welche sich aus der Ferne steuern lassen und mit denen vorab geprobte Positionen eingespeichert werden können. 

Einspieler

Ein großer Vorteil von Videos ist es, dass sie besser vorbereitet werden können. Es kann mit Animationen gearbeitet werden, jedes Wort kann gezielt festgelegt und das Timing nachträglich optimiert werden. Experimente können aus mehreren Perspektiven gezeigt werden, die Zeit kann angehalten oder verlangsamt werden. Aus diesem Grund wurden speziell für den Stream Videos erstellt, welche im Stream gezeigt und anschließend besprochen wurden. Dabei ist ein großer Vorteil, dass bereits vorhandenes Material genutzt werden kann, so konnten Animationen von befreundeten YouTubern eingebaut werden und DMAX hat Material eines Versuchs zur Verfügung gestellt, wo mit Hilfe eines Pickup Trucks ein Pfeil gefangen wurde. Zudem wurden die Formeln mit Hilfe von Animationen hergeleitet und die Kräfte des Magnetfelds mit Animationen sichtbar gemacht.

Live Gäste

Im zweiten Stream, welcher das Thema „Elektromagnetismus“ behandelte, wurde zum Ende der Chef Entwickler des Hyperloop Antriebs der TUM live zugeschaltet. Die Zuschauer konnten ihm im Chat Fragen stellen, welche von mir dann gestellt wurden. So ließ sich eine starke Verbindung von Theorie und Praxis erzeugen. Zudem wurde dieses Interview zu Beginn angeteasert und stellte somit die Motivation der Stunde da. Das Angebot wurde gut angenommen. Besonders gut war hier, dass der Interview Gast den Stream ebenfalls verfolgt hat und somit auf Experimente und Grafiken aus dem Stream eingehen konnte. Durch die live Regie konnte gesteuert werden, ob  der Gast, der Moderator oder auch ein Experiment in Vollbild oder nebeneinander zeigt wurden.

Chat Funktion

Per Chat konnten die Nutzer Fragen stellen, sich mit anderen Zuschauern austauschen und Feedback geben. Nachdem beim ersten Livestream so viele Kommentare geschrieben wurden, dass es für mich schwierig war alle Kommentare zu lesen, hat beim nächsten Livestream eine Person permanent die Kommentare nach Fragen gescreent und mir diese mit einem Google Doc durchgespielt. Dies hat dazu geführt, dass auf deutlich mehr Fragen eingegangen werden konnte und die Fragen gehaltvoller waren. Zudem hat sich gezeigt, dass es sehr gut funktioniert, dass die Zuschauer live schreiben, wenn sie etwas nicht gut sehen oder verstehen können und man darauf direkt eingeht und es im Idealfall korrigiert. Insgesamt ist die Anzahl der Kommentare natürlich sehr hoch, weshalb es unrealistisch ist auf alle Kommentare einzugehen. Hierfür könnten weitere Moderatoren in den Kommentaren eingesetzt werden, die fachlich kompetent sind und Fragen beantworten, dies fand bereits zu Teilen durch André Bresges statt und hat sich bewährt.

Abschlusstest

Nach Abschluss des Streams wurde ein Test freigeschaltet, welchen die Zuschauer alleine beantworten können. So können sie ihren eigenen Lernzuwachs messen, zudem wird am Ende automatisch eine Teilnahme Bescheinigung der Universität zu Köln erstellt, in welcher die Inhalte und die erreichten Punkte vermerkt sind. Diese kann von Lehrpersonen oder Eltern genutzt werden, um im Blick zu behalten, was die Schülerinnen und Schüler gelernt haben, worauf im Unterricht aufgebaut werden kann und wo noch Unterstützung nötig ist. Bei den Fragen handelt es sich um validierte Aufgaben, die sich bereits bewährt haben, somit sind die Tests auch aussagekräftig. Zudem besteht die Möglichkeit bei Aufgaben Hilfsmaterialien, wie weitere Videos oder Hilfekarten anzubieten, mit denen sich die Kinder selbst helfen können.

Learnings und Optimierung

Natürlich gibt es noch viele Learnings, die umgesetzt oder weiter optimiert werden sollten. Die Learnings wurden aus den Kommentaren, sowie einem Feedbackbogen, welcher unter dem Stream verlinkt war und persönlichem Feedback von Lehrkräften und den Dozenten der Uni Köln gezogen. Haben Sie noch weitere Verbesserungsvorschläge? Schicken Sie mir gerne eine Nachricht über mein Kontaktformular.

Zukunft

Das Feedback zum Livestream war insgesamt sehr positiv und viele Leute wünschen sich bereits mehr dieser Streams. Nun möchten mein Team und ich in der Corona Zeit gerne Streams für unterschiedliche Fächer realisieren, wobei wir mit Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Didaktiken der Unis zusammen arbeiten wollen. Passend zum Thema soll dann immer ein YouTuber den Stream moderieren, der sich in dem Themengebiet auskennt. Hierfür suchen wir noch nach Partnern, die uns dabei unterstützen, sowohl inhaltlich, als auch finanziell.

Aber auch nach Corona sollten die Streams weitergehen, hierbei ist die Idee, dass die Streams im einmonatigen Rhythmus stattfinden. Es sollen dann vor allem spektakuläre Experimente und Gäste stattfinden. Schulklassen schauen sich die Streams im Unterricht mit ihren Lehrpersonen an, können per Quiz und Chat teilnehmen und so prominente Wissenschaftler und Gäste wie Alexander Gerst interviewen. Die Experimente, die gezeigt werden, sollen über die Mittel einer einzelnen Schulstunde hinausgehen und somit etwas besonderes liefern.